„Wird der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zum Standortnachteil für Baden-Württemberg?“

Hans Dieter Scheerer MdL gab Antwort bei FDP Hirschberg

v.l.: Patrick Klein, Hans Dieter Scheerer MdL, Andreas Maier (Foto: Andreas Maier)

Unter dem Titel „Help wanted! – Wird der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zum Standortnachteil für Baden-Württemberg?“ hatte die FDP Hirschberg jüngst Hans Dieter Scheerer MdL, den Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Arbeitsmarkt, Bundeswehr, Migration, Straßenverkehr und ÖPNV, zu einer Liberalen Runde eingeladen.

Scheerer nahm die Antwort auf die Eingangsfrage gleich vorweg, indem er sie mit „Ja“ beantwortete. Exemplarisch nannte er die Herausforderung der „vier Ds“: Deindustrialisierung, Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung. Speziell Baden-Württemberg sei immer noch ein Industrieland, das heute die Weichen für die Zukunft stellen müsse. Lastenfahrräder und ein eigenes Gärtchen seien zwar schön, könnten
aber den Wohlstand auch angesichts des demographischen Wandels und der Digitalisierung auf lange Sicht nicht sichern. Hierzu fehle in Baden-Württemberg eine Strategie, um Unternehmen im Land zu halten.

Wichtig war ihm bei der Problembeschreibung aber auch, dass man nicht nur einen Fachkräftemangel habe, sondern einen Arbeitskräftemangel insgesamt. Nicht nur gut ausgebildete IT-Kräfte fehlten, sondern auch der „einfache Arbeiter“, der anpacken könne, wie ihm Unternehmer immer wieder berichteten.

So kam Scheerer zu drei Lösungsansätzen:
Einen ersten Ansatz stellt die Bildungspolitik dar. Aus- und Weiterbildungspotentiale müssen ausgeschöpft werden. Dazu gehören Eigenverantwortung in der Weiterbildung, eine bessere Schulpolitik (z.B. durch die Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung) und eine Stärkung der dualen Ausbildung. Ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft wird ein junger Mensch nicht erst mit dem Abitur, und eine berufliche Ausbildung ist genauso gut wie ein Studium!

Zweitens ist gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt erforderlich. Es müssen schnellere und unbürokratischere Anerkennungsverfahren und gezielte Anwerbeaktionen folgen. Hier sei die Bundesregierung mit dem Entwurf eines Einwanderungsgesetzes auf einem guten Weg.

„Bürokratie“ war schließlich das Stichwort für Scheerers dritten Punkt: „Die Bürokratie inklusive unseres höchst komplizierten Steuersystems ist ein erheblicher Standortnachteil für uns. Ohne sie könnten wir das bestehende Arbeitsmarktpotential besser ausnutzen.“ Scheerer nannte beispielhaft das baden-württembergische Tariftreue- und Bildungszeitgesetz, aber auch die Mindestlohndokumentationspflichten. Unternehmen seien nur noch damit beschäftigt, ihre Mitarbeiter und ihre Lieferanten zu kontrollieren und könnten sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Und eine nicht berufsbezogene „Wellness-Weiterbildung“ bringe nichts. Besser seien, was auch die Pandemie gezeigt habe, Investitionen in die Kinderbetreuung, da vor allem Frauen in der Pandemie zu Gunsten der Kinderbetreuung ihre Jobs aufgegeben hätten.