Mechatronik-Professor Rainer Klein referierte zu E-Mobilität
Auf Einladung des Landtagskandidaten der FDP im Wahlkreis 37 (Wiesloch), Prof. Dr. Thorsten Krings, hielt der renommierte Experte für E-Mobilität, Prof. Dr.-Ing. Rainer Klein, unter dem provokanten Titel „Geht Deutschland der Strom aus“ einen Online-Vortrag über Mythen der Elektromobilität.
Zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung stellte Klein fest, dass die Diskussion über das Thema oft sehr unsachlich geführt wird und vor allem Gegner mit Fake-News Stimmung machen. Hier erläuterte der Professor für Mechatronik mit großer Detailkenntnis, dass die Strommenge bei einer kompletten Umstellung auf E-Mobilität ausreichen würde und dass es jedoch vor allem darauf ankomme, erneuerbare Energien zu speichern, so z.B. in Form von Wasserstoff.
Eine sehr intensive Diskussion ergab sich beim Thema Reichweite. Im Gegensatz zum Referenten waren die Teilnehmer hier eher skeptisch. Die Reichweiten von E-Autos seien im Vergleich zum Verbrenner zu gering und die Aufladevorgänge zu langsam. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass die Teilnehmer zwar Vorteile in der E-Mobilität erkennen, jedoch mit dem heutigen Stand der Technik hier nur eine Lösung für den Nahverkehr sehen.
Auch auf das aktuell diskutierte Thema der Nachhaltigkeit bei der Batterieproduktion ging Klein ein. Hierbei geht es vor allem um die für die Batterien benötigten Rohstoffe, ihre Mengen und ihre Förderung, insbesondere Kobalt und Lithium. 27 Prozent der derzeitigen Lithium-Produktion wird für Batterien verwendet. Noch höher ist die Verwendung von Kobalt für Batterien, nämlich 42 Prozent. Jedoch wies er darauf hin, dass nur etwa 5 % für die batteriegetriebene Elektromobilität verwendet werden. Die Behauptung, dass für den Abbau der Rohstoffe Trinkwasser in großem Maße verbraucht würde, verwies er ins Reich der Mythen. Tatsächlich werde hierfür Salzwasser verwendet. Er verurteilte Kinderarbeit bei der Gewinnung von Kobalt im Kongo ausdrücklich, wies jedoch darauf hin, dass dies auch im Kongo illegal und eine Ausnahme sei. Hauptsächlich chinesische Händler würden die so gewonnenen Rohstoffe nutzen. Im Wesentlichen ist Kobalt jedoch ein Nebenprodukt des Kupfer- und Nickelabbaus, der größtenteils industriell erfolgt.
In der anschließenden intensiv und kontrovers geführten Diskussion ging es vor allem um die Frage, welche Chancen und Risiken die Alternativen zur batteriegetriebenen E-Mobilität mit sich bringen. Klein erläuterte, dass er für Wasserstoff durchaus gute Chancen sehe, jedoch nicht für die Individualmobilität. Zu gering sei der Wirkungsgrad und zu hoch die Kosten für ein Wasserstoff-Tankstellennetz. Die anwesenden FDP-Mitglieder hingegen waren der Ansicht, dass man technologieoffen an Alternativen forschen sollte. Dem entgegnete Klein, dass Deutschland bisher in keinem Gebiet der alternativen Antriebstechniken zur Weltspitze gehöre und dass nur eine strategische Fokussierung das Überleben deutscher Automobilkonzerne und deren Zulieferer sichern könne. Auch wenn man etwa beim Thema E-Fuels keine gemeinsame Position erreichen konnte, waren alle Teilnehmer sich einig, dass der Vortrag und die offene Diskussion zur Versachlichung der Debatte beigetragen hat. Landtagskandidat Krings hob am Ende noch einmal hervor, dass es eben keine One-size-fits-all-Lösung gibt und dass die Politik sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf ein Patentrezept versteifen sollte. „Niemand ist im Besitz der absoluten Wahrheit“, konstatierte Krings zum Abschluss.