Die Initiative für mehr Frauen in der Politik des Helene-Weber-Netzwerkes, eines überparteilichen Zusammenschlusses von Kommunalpolitikerinnen, die mit dem Helene-Weber-Preis für ihr herausragendes kommunalpolitisches Engagement ausgezeichnet worden sind, setzt sich für die Belange der Hebammen ein. Deren Selbständigkeit wird seit längerer Zeit durch exorbitant steigende Versicherungsprämien mehr und mehr zunichte gemacht. In gleicher Weise engagieren sich die Helene-Weber-Preisträgerinnen aber auch für die Rechte der Frauen auf eine ganzheitliche Betreuung vor, während und nach Geburten. Mit Schreiben an die Bundesminister Spahn und Giffey und an die jeweiligen örtlich zuständigen Bundestagsabgeordneten haben sie auf die Problematik hingewiesen und Abhilfe verlangt. So auch Helene-Weber-Preisträgerin Claudia Felden, Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion Rhein-Neckar, in einem Schreiben an den FDP-Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Rhein-Neckar, Dr. Jens Brandenburg aus Walldorf. Sie fordert, dass eine Geburt keinesfalls unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden dürfe. Doch dies wird bei uns zunehmende Praxis. Immer mehr selbständige Hebammen müssen aufgeben, und die Anzahl an Kaiserschnitt-Geburten steigt, so Felden. Das liege an der zunehmenden Ökonomisierung der Gesundheitslandschaft. Kaiserschnitte seien für Krankenhäuser lohnender als natürliche Geburten. Das Gegenteil sei anzustreben, meint Claudia Felden. Die Möglichkeit einer Kaiserschnitt-Geburt sei zwar in vielen Fällen hilfreich und angezeigt, jedoch werde immer häufiger die eigentliche Ausnahme zur Regel, obwohl die Operation für Mutter und Kind psychische und physische Risiken berge. Doch die Entscheidung für einen Eingriff hänge häufig von strukturellen und finanziellen Erwägungen ab und nehme den Betroffenen die Wahlfreiheit. Frauen und deren Familien leiden zunehmend darunter, dass immer mehr Geburtshäuser und -stationen schließen müssen. Denn Hebammen können sich ihren Beruf nicht mehr leisten. Viele geben die Geburtenhilfe wegen der hohen Versicherungskosten auf und bieten nur noch Vorsorge- und Wochenbettbetreuung an. Dabei ist die intensive Betreuung durch eine Hebamme gerade für erstgebärende und sich unsicher fühlende Frauen besonders wichtig, weil sie sich durch persönliche Bindung in der Geburtssituation besser aufgehoben wissen. Die steigenden Prämien für die Haftpflichtversicherung machen dies aber zunichte. Sie bringen viele Hebammen in eine ökonomisch untragbare Lage. Der Sicherungszuschlag für Hebammen mit wenigen Geburten wird auch nicht verhindern, dass jährlich die Prämien steigen. Die finanziell belastende Situation für Hebammen muss beseitigt werden durch einen staatlich geförderten Haftungsfonds mit einer Haftungshöchstgrenze für freischaffende Hebammen wie etwa in Holland oder Österreich. Außerdem muss ein flächendeckendes Angebot an Geburtshäusern und -stationen geschaffen werden, um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. Weite Wege sind lebensbedrohlich. In ländlichen Gebieten schließen immer mehr kleinere Geburtsstationen. Denn wenn die jährliche Geburtenzahl unter 500 liegt, sind sie nicht mehr gewinnbringend. Die Folgen sind andererseits überfüllte Entbindungsstationen, in denen zum Teil eine Hebamme fünf Geburten zu betreuen hat. Frauen sollen einen Rechtsanspruch auf eine 1:1-Betreuung haben, fordert Felden in ihrem Schreiben an MdB Brandenburg. Gemeinsam mit dem Helene-Weber-Netzwerk verlangt sie, dass natürliche Geburten künftig finanziell mindestens genau so vergütet werden wie Kaiserschnitte. Der finanzielle Anreiz für letztere muss enden. Schleunigst müssen Haftpflichtfonds und ein Sicherstellungszuschlag für Hebammen gerade in unterversorgten Regionen eingerichtet werden, die die Hebammen aus ihrer finanziellen Notlage befreien. Die Haftpflichtversicherungen in der Geburtshilfe müssen in ein öffentlich-rechtliches Haftpflichtsystem für Gesundheitsberufe überführt werden. Nur so können ausreichend viele Hebammen vor Ort gewonnen werden, um eine 1:1-Betreuung bei der Geburt zu gewährleisten. Felden fasst zusammen: „Familien sowie Hebammen muss eine höhere Wertschätzung zuteil werden. Die Arbeitsbedingungen müssen deutlich verbessert werden, und es braucht ausreichende Kapazitäten in den Kreißsälen. Denn nur so sind eine gut betreute, selbstbestimmte Schwangerschaft und eine natürliche Entbindung möglich.“