Zur aktuellen Situation im Bildungswesen nimmt der Landtagskandidat der FDP im Wahlkreis 37, Prof. Dr. Thorsten Krings, Stellung:
„Der bevorstehende Beginn des neuen Schuljahres löst bei vielen Schülern, Eltern und Lehrkräften Unsicherheit aus. Es existieren keine klaren Hygienekonzepte, Lehrkräfte werden nicht auf die veränderte Situation vorbereitet und die Digitalisierung von Bildung ist auf Landesebene keinen Schritt vorangekommen. Ähnliches gilt für das im Oktober beginnende Wintersemester an den Hochschulen. Gerade in diesem Zusammenhang ist es unverständlich, dass die geplante Novelle des Landeshochschulgesetzes keine Strategie zur Digitalisierung der Hochschulen hat.
Bildung ist ein Menschenrecht. Daher gibt es für uns nicht nur eine Schulpflicht, sondern auch ein Recht auf Schule. Für das neue Schuljahr müssen wir daher alles daransetzen, das Recht auf Bildung für alle endlich auch einzulösen.
Ziel muss eine schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht in den Schulen sein. Dazu müssen die Testkapazitäten ausgeweitet werden und es braucht ausgefeilte und intelligente Hygienekonzepte. Die Schulen und die Kommunen dürfen mit diesen Herausforderungen nicht allein gelassen werden. Wenn eine Schule den Unterricht wegen neuer Infektionen vor Ort nicht durchführen kann, muss der Staat seine Unterrichtspflicht digital erfüllen und sicherstellen, dass mit Blended Learning, also einer Verzahnung von digitalem Unterricht und Präsenzveranstaltungen, hochwertiges Lernen gewährleistet ist. Dies ist vor allem im Sinne der Bildungsgerechtigkeit wichtig, denn insbesondere sozial benachteiligte Schüler leiden unter jeder ausgefallenen Unterrichtsstunde. Wir fordern daher einen „Digitalturbo“ für unsere Schulen. Mit einem Digitalpakt 2.0 wollen wir in das digitale Bildungszeitalter aufbrechen. Wir brauchen erstens moderne technische Ausstattung in den Klassenzimmern. Diese müssen jedoch vor allem mit neuen Lernkonzepten gekoppelt werden, denn es kann nicht das Ziel sein, eingescannte Arbeitsblätter zu verschicken. Digitalisierung eröffnet uns die Chance, Bildung neu zu erfinden. Schüler können sich individuell und stärkenorientiert entwickeln. Das funktioniert aber nur dann, wenn auch entsprechende Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte vorhanden sind. Für die Hochschulen gibt es überhaupt kein Konzept zur Digitalisierung bzw. zu einer schrittweisen Aufnahme von Präsenzvorlesungen. Es ist zu befürchten, dass ganze Jahrgänge die Hälfte ihres Studiums nicht ordnungsgemäß absolvieren können. Umso unverständlicher ist es, dass die geplante Novelle des Landeshochschulgesetzes den Schwerpunkt auf Tierschutz und Frauenförderung legt, statt die längst überfällige Digitalisierung baden-württembergischer Hochschulen voranzutreiben. Deutschland ist in vielen Feldern Technologieführer und muss dies auch bleiben. Wenn unsere Hochschulen jedoch nicht modernisiert werden, drohen wir den Anschluss zu verlieren. Baden-Württemberg benötigt daher ein Digitalministerium, in dem alle Fäden zusammenlaufen. In einem solchen Prozess können Hochschulen und Wirtschaft die digitale Zukunft Baden-Württembergs gemeinsam gestalten.“