Die AVR-Bioabfallvergärungsanlage hat Modellcharakter deutschlandweit.
Weit über die Landesgrenzen hinaus sind die kreiseigene Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises und deren Tochtergesellschaften als innovativ, leistungsstark und zukunftsorientiert bekannt. Auch deshalb hatte die FDP-Fraktion im Kreistag München-Land ihre hiesigen Kollegen gebeten, einen Besuch der Bioabfallvergärungsanlage zu vermitteln, was nach Aufhebung der bisherigen Corona-Vorsichtsmaßnahmen kürzlich möglich gewesen ist. Gemeinsam mit den FDP-Kreisräten Michael Herling, Peter Schell und Dietrich Herold trafen sich die bayerischen und badischen Kreistags-Liberalen auf dem AVR-Areal in Sinsheim und wurden dort mehr als drei Stunden durch Betriebsleiter Heinz Schwermann, Prokurist der AVR BioTerra GmbH &Co.KG, sowie Marketingleiter Stephan Grittmann über die AVR-Gruppe, insbesondere aber über die Bioabfallvergärungsanlage, umfassend informiert.
Die Anlage wird auf dem Deponieareal in Sinsheim betrieben von der AVR BioTerra – eine Gesellschaft, an der der RNK mit 51%, die Fa. Remondis mit 49% beteiligt sind. Sie ist komplett „eingehaust“, in den Hallen herrscht Unterdruck, Abluft wird mit Biofiltern gereinigt, sodass keinerlei Geruchsemissionen durch den Betrieb der Anlage entstehen können. Die Anlage besteht aus einer Annahmehalle zur Störstoffentfrachtung, einer Bunkerhalle für Zwischenlagerungen, einem Doppelfermenter mit je 2.250 m³ Rauminhalt zur Methanerzeugung, einem Doppel-Gärrestkonditionierer zur Trocknung der Flüssiggärreste und 13 Rottetunnel sowie drei Lagertunnel für die Kompostierung. Bereichsleiter Schwermann erwähnte, dass der gewonnene Kompost aufgrund seiner hohen (zertifizierten) Qualität in der Landwirtschaft problemlos zu einem angemessenen Preis Abnehmer finde. Kombiniert mit der Vergärungsanlage ist die von der AVRBioGas GmbH betriebene Gasaufbereitung zur Einspeisung des gewonnenen Biogases ins Erdgasnetz. Ein 5000 m³ fassender Gasspeicher befindet sich ebenfalls auf dem Areal.
Die Anlage ist seit nunmehr knapp drei Jahren in Betrieb. 14 Mitarbeiter arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb. Nachts läuft die Anlage fernüberwacht. Die Bioabfallvergärungsanlage fasst im Wesentlichen die Inhalte der Biotonnen im Kreisgebiet. 2-3 % der Mengen bestehen aus „Störstoffen“. Allein Bauschutt füllt alle zwei Wochen einen LKW-Container! Der mechanische und personelle Aufwand zur Störstoffbeseitigung ist erheblich, für die hohe Qualität der Bioerzeugnisse aber unabdingbar. Das gewonnene Biogas bringt neben dem Kompost finanziellen Ertrag. Die Wärme zur Trocknung der Flüssiggärreste wird dem benachbarten Biomasseheizwerk entnommen, sodass das Zusammenwirken beider Anlagen zu Synergien führt.
Bereichsleiter Schwermann verstand es, seine profunde Sach- und Fachkenntnis anschaulich und verständlich zu vermitteln und das komplexe Zusammenwirken der einzelnen Komponenten des Abfallverwertungssystems zu erklären. Stv. Fraktionsvorsitzender Dietrich Herold (Edingen-Neckarhausen) und Dr. Manfred Riederle, Sprecher der FDP-Kreisräte München-Land, sehen im Abfall-Sammel- und -Verwertungssystem des Rhein-Neckar-Kreises ein optimales Modell für den Landkreis München-Land, denn dort sammeln die 29 Kreiskommunen die Abfälle noch in jeweiliger Eigenregie. (DH)