Seit vielen Jahren treffen sich die Vertreter(innen) der im Rhein-Neckar-Kreis tätigen freien Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband) zu einem Gespräch über aktuelle sozialpolitische Themen mit den Mitgliedern der FDP-Kreistagsfraktion Rhein-Neckar. In diesem Jahr fiel der Termin in die Sommerzeit, weswegen auf beiden Seiten keine vollzählige Präsenz möglich war. Dennoch verlief das Gespräch wie immer zielführend und in sehr angenehmer Atmosphäre.
Die Kreistags-Liberalen durften heuer zu Gast sein bei der AWO in Weinheim und wurden dort empfangen durch Geschäftsführerin Bettina Latsch. Seitens der Liga-Verbände waren auch Christiane Springer, Geschäftsführerin DRK Mannheim, und Bernhard Martin, Geschäftsführer Caritas-Verband Rhein-Neckar, dabei. Von der Kreistagsfraktion waren Vorsitzende Claudia Felden und ihre Kollegen Michael Herling und Dietrich Herold zugegen, außerdem drei Mitglieder der FDP im Kreistag München-Land, die sich im Rhein-Neckar-Kreis über die hiesigen Kreiseinrichtungen informierten.
Zunächst stellte Bettina Latsch ihre Einrichtung vor. Die AWO Rhein-Neckar betreut Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den Bereichen Sozialpsychiatrie, Senioren-, Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe sowie Kleinkinderbetreuung. Rund 350 Mitarbeiter(innen) beraten, unterstützen und begleiten Menschen in allen Lebenslagen – z.B. in KiTas, in der Kinder- und Jugendhilfe, in Senioreneinrichtungen und in der Tagespflege. Auch Christiane Springer (DRK) und Bernhard Martin (Caritas) stellten die Aufgabenfelder ihrer Verbände und die jeweiligen Einrichtungen vor. Der Caritas-Verband Rhein-Neckar fördert und unterstützt die Caritas-Arbeit von Einzelnen, Gemeinschaften und Pfarrgemeinden und ergänzt deren karitatives Handeln fachlich und durch spezielle Dienste und Angebote. Ziel der Caritas-Arbeit ist es, Menschen, die benachteiligt und hilfsbedürftig sind, vor Ausgrenzung, Ausnutzung oder Vereinsamung zu schützen, ihnen in ihrer Not zu helfen und ihre Selbsthilfekräfte anzuregen. Ähnlich vielfältig aktiv ist der DRK-Kreisverband, wie Christiane Springer informierte. Die Aufgabenfelder umfassen im wesentlichen Notrettung, Krankentransport und Rettungswache, Hausnotrufe, Erste-Hilfe-Kurse, Gesundheitskurse, Kleider- und Tafelläden sowie die Ukraine-Flüchtlingshilfe.
FDP-Fraktionsvorsitzende Claudia Felden betonte die Bedeutung des regelmäßigen Austauschs mit den Liga-Verbänden und die Vor-Ort-Informationen durch Besuche der Einrichtungen. Dies erleichtere die Entscheidungen zur Förderung der Arbeit der Liga-Verbände im Sozialausschuss des Kreistags. Die seit Kurzem gebildeten fünf Planungsräume im RNK für die Aufgabenwahrnehmung in allen sozialen Bereichen wurde allseits für notwendig und zielführend erachtet und interessierte insbesondere die bayerischen Liberalen, deren Landkreis auf drei Seiten die Landeshauptstadt München umschließt – ähnlich wie der RNK den Stadtkreis Heidelberg. Die Verbandsvertreter lobten ausdrücklich die gute Zusammenarbeit und Förderung mit und durch das Landratsamt und den Kreistag. Die Entwicklung sei in den letzten Jahren sehr positiv verlaufen, weswegen es auch keine nennenswerten Probleme auf Kreisebene zu besprechen gebe. Diesen Eindruck hatten auch die Kreistagsmitglieder der FDP.
Dennoch bereite die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation Sorgen. Seit dem Ukraine-Krieg verzeichnen die Tafelläden bis zu 50% mehr Kunden bei deutlich geringerem Angebot, weil die bisherigen großzügigen Lebensmittelspenden deutlich reduziert worden seien. Lebensmittel müssten zugekauft werden, um die Grundversorgung sicherstellen zu können, so Bernhard Martin. Bettina Latsch kritisierte angesichts des Personalmangels in den KiTa-Einrichtungen die Entscheidung der Landesregierung, die Ausnahmen für die Zahl der Erzieherinnen mit dem 31.08. zu beenden. Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung sei damit faktisch nicht mehr zu erfüllen. Schon heute müssen Öffnungszeiten reduziert, Gruppen geschlossen, Plätze reduziert werden. Claudia Felden griff dies auf. Die FDP-Kreistagsfraktion werde die Landtagsfraktion auffordern, sich für Abhilfe einzusetzen. (DH)